Thüngersheim

Souvenir aus einer Oase

Genauer genommen ist es die KUNSTOASE 35, aus der ich heute ein Souvenir mitbringe. Wir sind bei sengender Hitze unterwegs, folgen mal wieder dem Main, da drückt mir jemand einen runden Aufkleber und einen Flyer in die Hand: Beides macht mich neugierig. Wer wohl diese Rita Katharina Kolb ist?

In der sonnendurchfluteten Gasse weist eine fröhlich-bunte Fahne den Weg zu der kreativen Oase. Ausnahmsweise bellt heute mal kein Hund. Im Schaufenster des ehemaligen Ladengeschäfts hält jedoch ein gezeichneter Vierbeiner aufmerksam Wache. Es sieht ganz so aus, in dieser Mittagshitze gehen nur Menschen mit roten Fäden freiwillig draußen ihrer Arbeit nach. Nein, mitten im Weg arbeiten zwei Männer, auf deren riesigem Gefährt WASSERRÜCKGEWINNER steht. Wir sind in der Unteren Hauptstrasse 35 in Thüngersheim, ein paar Kilometer nördlich von Würzburg.

Wirbelwind in grün

Da steht sie auch schon vor uns, in ihrem flatternden Sommerkleid: Pinsel unterm Arm, einige Pappteller mit Farbklecksen drauf. Rita Katharina Kolb, die agile Inhaberin der KUNSTOASE35, Kursleiterin und Gründerin der JuKu – Karawane, ist voll beschäftigt. Ein Schwarm fröhlicher Kinder wartet auf sie. Dennoch nimmt sie sich viel Zeit und berichtet von ihren Aktivitäten in Schulen, Kindergärten. Ihre Begeisterung von der Fantasie und über die bezaubernden Kunstwerke der Kinder, die an ihren Kursen teilnehmen. Und, sie wird nicht müde, davon zu schwärmen, wie wichtig Kunst – im weitesten Sinne – für  alle Altersgruppen ist

Rita erzählt von den Kanopen, Gefäßen, wie man sie für die Beisetzung der Eingeweide im Ägypten der Pharaonen eingesetzt hat. Logisch, die Kinder der „JuKu“ sind für solche Erklärungen noch etwas zu jung. Trotzdem haben Sie Behältnisse geschaffen, in denen man etwas verstecken oder geheimhalten kann. Was in den lustigen Gebilden verborgen werden soll, bleibt natürlich geheim. Ein gutes Versteck vor Geschwistern und Freunden. Doch was sich hinter ‚Laura‘, ‚Rikost’ und ‚Herry Potter‘ versteckt, wird klar, als Rita uns den grauen Elefanten vorstellt: Pappröhren, Dosen und leere Flaschen bilden die wieder befüllbaren Körper dieser Fabelwesen. Was den Elefanten besonders sympathisch wirken läßt, ist sein Auge aus einem Kronenkorken.

Alles im Fluss im kreativen Mainfranken

Es kommt mir fast so vor, als ob der Main die Menschen in Unterfranken besonders kreativ macht. Existiert hier besonders viel panta rhei? Alles im Fluss, alles im Werden, alles in Bewegung? Die quirlige Rita Katharina Kolb aus Thüngersheim scheint eine typische Vertreterin dafür zu sein. 

Seit über 30 Jahren beschäftigt sie sich mit Kunst, gibt Workshops, gründete den Verein der Jugendkunstschule, sammelte Erfahrungen in verschiedensten Kunstprojekten und Ausstellungen. Ihr Erzählfluß und Erfahrungsschatz versetzt mich mitten in das Kreativ- und Kunstgeschehen. In ihrer Arbeit mit Erwachsenen will sie genau das erreichen, die Pädagogin in ihr will ‚das Kind‘ heraus locken. Voll im Flow sein. Mit meiner roten Wolle bin ich es ebenfalls,  bereits, seit unsere Reise in Kulmbach, am Zusammenfluss von rotem und weißem Main, begonnen hat.