Stegaurach

Eigentlich will ich nach Bamberg 

„Also, wenn Du mit Deinem  BFK-Projekt Bamberg besuchst, dann komm bei mir vorbei!“ Lange hatten wir schon vor, uns mal wieder zu treffen. Die Künstlerin Elisabeth Stromer kenne ich aus Studienjahren in der Akademie Faber Castell. Diese Einladung kann ich nicht ausschlagen. 

Stegaurach? Mit dem Finger auf der Karte suche ich den Ort in Oberfranken – manche Strecke muss einfach auf einer alten Papier Landkarte geplant werden -45 Kilometer, keine Entfernung!
Danach Google Maps: Bahnhof, Regio, Gehen, Bus, alles in allem, knapp zwei Stunden Anfahrt. Schließlich der Fußmarsch hoch zu Elisabeth. 

„Letzte Fahrt um 14:16“. Wird schwierig. Vorher noch in Bamberg am roten Souvenir knüpfen und abends zurück nach Fürth. Temperaturen hochsommerlich, also doch das Auto? An der Haltestelle von Buslinie 989 bestätigt der ausgehängte Fahrplan, daß wir richtig entschiiden haben.

Die freundliche Bank

Eine farbenfrohe Bank empfängt mich am Ortseingang *. Perfekter Spiegel ihrer Umgebung. Das Grün, das strahlende Himmelblau und, zu meiner großen Freude, leuchten ihre Füße in Rot. Meine Lieblingsfarbe. Top, das nenn ichColor Matching! Hoffnungsvoll packe ich die rote Wolle aus. 

Bald rinnt mir Schweiß von der Stirn, Finger kleben an Wolle, das rote Knäuel wird einfach nicht kleiner.
Viel schlimmer aber: Kein Mensch ist zu Fuß unterwegs. Autos brausen vorbei. Der Traktorfahrer hinter mir wendet Heu. Plötzlich ist er vom Erdboden verschluckt. 

Zaubergarten in pink

Fast meditativ in mein rotes Objekt versunken – Durst. Elisabeths Einladung „auf ein paar Snacks“ klang verlockend, gerade wo sich heute doch sowieso niemand zu mir auf die einladende Bank setzen mag.

Die folgenden Stunden zeigen, es war richtig, sie gegen die pinkfarbene Sitzgruppe in Elisabeths Zaubergarten zu tauschen. „Mein Garten soll wie Urlaub sein, mit ganz verschiedenen Blickwinkeln“. Der abendliche Kurzurlaub in Oberfranken beginnt.

Die Künstlerin hat für Atelierhaus und Garten ein stringentes Farbkonzept entwickelt. Curryfarben trifft Magenta. Hier läßt es sich angeregt plaudern. Kleine Kunstwerke, Snacks in Reispapier, passen nahtlos ins Farbkonzept. Elisabeth erzählt und führt durch ihre eigene Kunstwelt: Frühe gegenständliche Gemälde, packende Momentaufnahmen, wechseln mit aktuellen Arbeiten, sensiblen Farbwelten, schillernd und Wasserspiegelungen gleich. Dazwischen Konzeptionelles. ‚Mehrteiler und Baukästen‘ nennt sie die variationsreichen Optiken. 

Nein, wir verlieren ihn nicht, den roten Faden meines Kunstprojekts! Zwischen Erzählungen von Reisen, Malseminaren und Biennalen knüpfe ich mein textiles Objekt. Es nimmt neue Formen an, wird Kappe, Hut und Souvenir für die fantasievolle Elisabeth. Danke Homo Ludens!

  • Was ich damals noch nicht wusste:
    Im Laufe meiner zweimonatigen Tour durch Franken sollte ich noch öfter auf solche fröhlichen Bänke treffen.