„Ich weiß nicht, was Kunst ist“

Wie passend: Zu meinen roten Stiefeln, die mich auf allen meinen Kunstreisen und -besuchen begleiten, bekomme ich heute ein kleines knallrotes Heftchen in die Hand gedrückt.
Darauf der Satz „I don’t know what art is“ sowie das Foto eines zerknüllten Papierballs, legen die Vermutung nahe, daß dies ein ganz besonderer Museumsbesuch wird.

Work No. 121 oder ist es No. 218?

Der Papierball, die Arbeit No. 121 des Künstlers Martin Creed, wird an diesem Nachmittag in Ingolstadt noch öfter auftauchen. Gezählt haben wir 6 Stück, dreizehn sollen verteilt sein, in jedem Raum einer, hier im Museum für Konkrete Kunst. Zugegeben: Es hätte mich schon sehr gereizt, dieses eine Exemplar einzustecken, das völlig unbeachtet und zerknüllt in der Aufzugecke lag.
Beide Werknummern finden sich übrigens im roten Begleitheft.

„Half the air in a given space“

Bevor wir jedoch den 1. Papierball entdecken konnten, schlüpften wir noch an der Kasse, in blaue Schühüberzieher, Bodenschoner. Besser dafür in diesem Fall der Ausdruck: BallonSchoner. Damit konnten wir gleich im Erdgeschoss in die gelb leuchtende Sensation der Ausstellung eintauchen. Ein Meer von Luftballons begrüßte meine Begleiterinnen und mich, umhüllte uns förmlich, ein auf und ab Wippen, wie Wellen wogend, Ballons in der Luft schwebend, unter der Decke baumelnd hängen bleibend. Fröhlich eintauchen, wieder auftauchen. Später neben uns Kinder, johlend, kichernd.

Gegensatzpaare in der ehemaligen Donaukaserne

Das rote Booklet klärt uns auf: Im Werk des englischen Künstlers, der 2001 mit dem Turner Preis ausgezeichnet wurde, finden sich häufig Gegensatzpaare, daneben „die Wiederholung und der Rhythmus sowie der Einsatz von Alltagsgegenständen“. Tatsächlich begegnen wir auf den 3 Ebenen des Museums allem, was bei Werk No.1095 beschrieben wird. Riesige Wandzeichnungen – feine Textmarkerstriche. Kakteen, angeordnet wie Orgelpfeifen und einer Pyramide aus 385 Küchenkrepprollen. Die Fröhlichkeit stiftenden Ballons im EG und die Strenge von 52 farbigen Markierungsbändern auf der Galerieebene im 2. OG.