Farbige Hommage an eine Garnele

Komposition – Ist das nicht so trocken?

Komposition in Grün
Komposition in Grün

Nach acht Stunden Bahnfahrt angekommen in der ‚Akademie am Meer‘, weit weg von der prominenten Inselwelt: „Da hättest Du doch viel schneller und bequemer fliegen können …“ höre ich und denke mir, daß es mit dem Reisen wie mit dem Malen ist. Der längere, manchmal auch der unbequemere Weg, bringt oft die interessanteren Resultate.
Immer kann ich Neues kennenlernen – auf meinen Reisen wie beim Malen. Interessante Menschen, die ich hoffe, wieder zu sehen. Inspirierende Techniken und Ideen, die mir in Zukunft hoffentlich als selbstverständliche Werkzeuge zur Verfügung stehen.

Pollock?
Pollock?

Pollock – nicht benützen

So lasse ich mich in dieser Kurswoche vor Ostern darauf ein, das Thema ‚Komposition‘ aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und zu erarbeiten. Der experimentelle Zugang zum Bild wird ganz einfach mit der Schere geschaffen: Freie Formen aus Zeitungen, später noch aus farbigen Seidenpapieren, werden auf der Leinwand verteilt, neu angeordnet, von allen Seiten begutachtet, diskutiert und auf’s Neue verschoben.

Gewohnte abendländische Kompositionsschemata und -Perspektiven, die uns so angenehm, weil geläufig sind, werfen meine 10 Seminarkolleginnen und ich schnell über Bord. Unsere Dozentin, Helga Budde-Engelke, Künstlerin aus Essen, fordert uns dazu laufend auf’s Neue heraus.

Hommage an eine Garnele 

Hommage an eine Garnele
Hommage an eine Garnele

Gegen Ende der Woche stellen wir fest, daß auf vielen unserer Arbeiten die simpel ausgeschnittenen Grundformen fast komplett verschwunden sind. Hier und da taucht der leuchtende Rest eines Elements noch auf, doch die ursprünglich angelegte Komposition ist größtenteils mit der Farbwelt verschmolzen. Ausgerechnet auf einem meiner Bilder hält sich hartnäckig eine Garnele. Der Sieg des Figürlichen über die Abstraktion? Wohl eher nicht. Mehr eine augenzwinkernde Hommage an die mittägliche Garnelenpfanne.

Mischen possible

Neue Technik zieht ein
Neue Technik zieht ein

Experimente waren, wie schon beim letzten Kurs, auch bei den Farben angesagt. Das Mischen sämtlicher Einzeltöne aus dem kompakten ‚SIRIUS’ Farbsystem von Lascaux war für mich eine völlig neue Erfahrung, welche ich äußerst spannend fand.
Schnell zeigte es sich auch hier: der unbequeme Weg ist der reizvollere. 
Wenn aus lediglich fünf Farben und ein bisschen Weiß verführerisch leuchtende Farbträume entstehen, verliere ich rasch, aus den Augen, wie aufwändig und zeitraubend mir der Prozeß des Farbmischens anfänglich noch vorkam.

Wann ist es fertig?

Schlußausstellung März 2016
Bei der Schlußausstellung 2016

Legt sich dann noch die eine Lasurschicht über die andere, besteht die akute Gefahr, die Zeit um sich herum zu vergessen und das geniale Farbenspiel der Natur draussen zu verpassen.
Gut, daß unsere Schlußausstellung einen Endpunkt setzt. Immer freuen wir uns, wenn die fertigen Arbeiten an den strahlend weißen Wänden präsentiert sind und interessierte Gäste anziehen. Sie verlassen die bezaubernde Dünenlandschaft draußen, um in unsere abstrakte Farb- und Formenwelt zu versinken.