Bayreuth

Das Braten-Malheur.

Wahrscheinlich kennt jeder diese oder ähnliche Situationen: Wenn der Sonntagsbraten den Kampf mit uns Menschen aufnimmt, ist es hilfreich, noch eine ‚zweite Garnitur‘ dabei zu haben. Und eine Jacke, falls der Sommer ausgerechnet heute mal etwas zickig ist.  Genügend rote Wollknäuel waren ebenfalls im Gepäck und so stand nach dem mittäglichen Braten-Desaster in Kulmbach, meinem ursprünglich geplanten Besuch in Bayreuth nichts im Weg.

„Wann und wo sind Sie denn nachher in Bayreuth?“ Leider konnte ich dies am Vormittag bei der Vernissage auf der Plassenburg noch nicht genau beantworten, denn zunächst wollte ich mit dem roten Garn einen passenden Ort finden, an dem ich mich niederlassen konnte. Dort würden hoffentlich Menschen vorbeikommen und wie lange diese Begegnungen dauern, läßt sich im vorne herein schlecht abschätzen.

Nach Kulmbach fasse ich mich kurz

An der Festspielstadt Bayreuth hätte mich so vieles gereizt. Bislang kannte ich die oberfränkische Stadt mit UNESCO – Weltkulturerbe lediglich von früheren Geschäftsterminen. Auch aus wenigen, jedoch sehr beindruckenden Festspielbesuchen.
Schon die Begriffe Roter Main und Roter Hügel sind Reizwörter für mein aktuelles Kunstprojekt Souvenir oder die Fäden der Erinnerung. ROT ist meine Leidenschaft, nicht nur eine Farbe, nicht bloss der Farbton meiner Wolle oder meiner Stiefel. ROT ist einfach meins!

Vom Käsekuchen eingefangen

In dem Moment, als wir das Ortsschild erreichten, konnte ich noch nicht ahnen, daß ich heute weder in Sanspareil noch vor dem Markgräflichen Opernhaus, ein Souvenir für mein aktuelles Kunstprojekt einsammeln kann. Lediglich ein kurzer Sommer Regenschauer kam mir zur Begrüßung entgegen. 

Und dann: eine Begegnung mit Herz und Humor, kippte im wahrsten Sinne des Wortes meinen gesamten Plan für diesen Nachmittag. Außerdem finde ich Käsekuchen unwiderstehlich und die Möglichkeit, einen Klarinettisten der Bayreuther Festspiele kennenzulernen, was wollte ich mehr?

“Was können wir tun, damit Seele, Geist und Körper sich optimal ergänzen?“

Der Verlauf dieses Nachmittags in Bayreuth sollte die Frage perfekt beantworten.
Zunächst: die Frage habe ich der Homepage von Jörg Hofmann Mentoring mit Herz und Humor – selbstverständlich mit seiner freundlichen Zustimmung – entliehen.

Dort, in Laineck, einem Ortsteil von Bayreuth, hat Jörg, nach vielen verschlungenen Pfaden in seinem Leben, seine eigene charmante Lebens-Insel erschaffen. In unseren ‚früheren‘ Leben waren wir uns begegnet, er der CAD-Spezialist, ich die Innenarchitektin. Seine Wege haben ihn u.a. über den Jakobsweg bis an das Ende der Welt und zurück nach Franken geführt, wo er inzwischen als Mentor für und mit Menschen, die ihre persönlichen Wege aufspüren möchten, arbeitet. Mein Weg folgte zunächst dem Beruf und dann der etwas späten Berufung zur Kunst. Diese führte uns jetzt  in Bayreuth wieder einmal zusammen.

Mit dem roten Knäuel in der Hand folgte ich Jörgs Kaffee Einladung. Nach dem erfrischenden Regenschauer war jetzt ausschließlich Sonnenschein: Ein Gespräch über rote Fäden, über die Kunst und das Leben an sich entspann sich auf der Gartenbank „… auf der vorher noch nie 3 Menschen zusammen saßen …“, wie Jörg sachlich erklärt.  Da war plötzlich alles verknüpft, Seele, Geist und Körper. Der Käsekuchen, den Sabine Peter aus ihrem Cafe ‚Schnittchen’ mitbrachte, war einfach köstlich. Die roten Stiefel trafen auf das leuchtende Magenta ihrer Schuhe. Tiefsinniges und Fröhliches lag über dieser ganz besonderen Insel in Oberfranken.