Stoff – Wolle – Draht

Textiles in jeder Form hat mich seit Kindesbeinen interessiert.
Schon damals, neben meiner Mutter, der Schneiderin sitzend, ’nähte‘ ich Puppenkleider. Auch wenn es bloß Stoffreste waren mit drei Löchern und die Form sich erst am Körper des jeweiligen Opfers ergab, durch ein Stückchen Schnur oder ein zusammengezogenes Band. Geduld war meine Stärke nicht.
Darauf folgte die poppige Mode der Papierkleider – äußerst praktisch – Schere und Kleber genügten. Das fand ich großartig, es kam meinem Willen zur flotten Gestaltung entgegen. Papierkleider nicht nur für Puppen.

Nach dem Abitur dann der Wunsch ‚in die Mode zu gehen‘. Der Traum, Modedesignerin zu werden, scheiterte am elterlichen Veto und ihrem Verständnis von einträglicher Arbeit.

Jedoch: Die Liebe zu Textilem blieb, schlummerte im Verborgenen. Die Textilklasse an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste übte eine große Anziehungskraft auf mich aus. Noch heute freue ich mich über jede Begegnung mit Herrn Prof. Hanns Herpich, den die NN einmal als „topfitten Strippenzieher“ bezeichneten. Damals, zu meiner Studienzeit, war er zunächst Lehrbeauftragter der Textilklasse und später deren Professor.

Ab und an entstanden in den letzten Jahren in meinem Atelier textile Arbeiten. Ich maß ihnen nicht den großen Wert bei, da ich sie mehr als ‚Verschnaufpause‘, z.B. beim Malen, betrachtete oder als Nebenprodukt beim Collagieren.

Deswegen sehe ich es heute, 2019, als Wink des Schicksals, daß durch ein Seminar an der Freien Kunstakademie Augsburg, meine Leidenschaft für das Stoffliche, Textile wieder erweckt wurde. Eine ehemalige Studentin von Prof. Herpich, nämlich Judith Siedersberger, gab dazu die Initialzündung. Endlich kommen die jahrelang von mir angesammelten Materialien zum Einsatz.