Past, present, future – Rückblick #05
Der Blick zurück auf unsere ‚Final exhibition‘ und darauf, was ich dort gezeigt habe, ist gleichzeitig der Blick auf drei arbeitsintensive Studienwochen in Salzburg.
Nach meinem Entschluss – gleich zu Beginn des Kurses – weder mit Pressen, Säuren oder Radiernadeln zu arbeiten, sondern lediglich mit „Körperdruck“, erscheint mir meine Arbeit im Nachhinein vollkommen geradlinig.
Die verschiedenen Arme des Ideenbaums
Dabei sprossen an meinem Ideenbaum während dieser Zeit vom ersten Mindmap an viele unterschiedliche Arme. Oder besser: HÄNDE. Denn es war der Druck (mit) der Hand, der mich faszinierte. Unter dem Titel: „Would you make your hand for me dirty?“ sammelte ich Handabdrucke von 48 Freiwilligen. Und die Frage, was ich damit vorhätte, wurde häufig ergänzt durch: „Are you reading future?“
In gewisser Hinsicht behandelt mein Projekt einen Aspekt der Zukunft: Die ständig wachsende Sammlung persönlicher Daten. Schließlich zeigte jeder einzelne Handabdruck Informationen von der Einzigartigkeit dieser Person. Was geschieht in Zukunft mit unseren persönlichen Daten? Eine Frage, die uns zunehmend beschäftigt.
Nur mit Handschuhen anfassen!
Meine Kollektion der gedruckten Hand-Originale überließ ich in der Schlussausstellung jedoch dem fliessenden Wasser. Ein abartiger Gedanke, im Sinn der Druckgrafik, einer der sensibelsten Kunstgattungen an sich. Vorsichtige Behandlung ist da oberstes Gebot. Nur mit Handschuhen anfassen. Jeden Tropfen Schweiß oder Feuchtigkeit vermeiden.
Die von mir auf Papier gesammelten Informationen wurden durch das Wasser vernichtet. Gleichzeitig leuchteten in meiner Installation zwei gläserne Stapel auf. Was wie Röntgenaufnahmen aussah, entpuppte sich beim näheren Hinsehen als die digitale Speicherung der Informationen. So stand für den Betrachter die Frage im Raum: „Was bleibt von den Informationen, die ich von mir freiwillig hergebe?“
Eine Woche danach – Rückblick #04
Begegnungen zwischen Wadlstrümpfen und Blogosphären
„ …Ich habe leider zu meinem Computer keine innige Beziehung, daher werden sich meine E-Mails in Grenzen halten …“
Ein Satz, der umso erstaunlicher klingt, wenn man weiß, daß ihm vor einer guten Woche noch die Ankündigung voraus ging, sich keine Adressen mehr notieren zu wollen, weil ihr „das Alles sowieso zu viel wird“. Heute ist bereits die erste Email unserer ältesten Kollegin aus der Druckklasse bei mir eingetroffen. Sie hat mich von Anfang an überrascht: Ihre Ideen vom „Zwergerlaufstand und den wadlstrümpfigen Jägern“ hat sie konsequent, von unzähligen Skizzen bis zu hintersinnigen Drucken, durchgezogen. Respekt, liebe Ilse! Mit Deiner lebendigen Art bis ins hohe Alter und Deiner Frage „Was ist schon normal?“ bist Du mir ein Vorbild, an das ich mich gerne und oft erinnern werde.
Und nachdem ich drei Wochen lang jeden Abend vor dem Computer saß, um meine Notizen und Erfahrungen in Worte zu fassen, hat mir eine weitere Begegnung meiner Salzburger Zeit, Respekt abgenötigt: Konsequent und aus täglich wechselnden Blickwinkeln führte der ‚observer in residence‘ 30 Tage den offiziellen Blog der Akademie http://www.summeracademy.at/blog/index.php. Seine Berichte über die Idee des „unlearning und non-teaching“ eröffneten in abwechslungsreichen Features und Interviews neue Positionen und Denkweisen der internationalen Künstlerschaft. Ein herzliches Danke an Dich, Rafael Dernbach, für die Aufnahme in Deinen Blogbeitrag 26/30. Darüber habe ich mich sehr gefreut!
Ein paar Tage danach – Rückblick #03
Die Händesammlerin
Auf meinem Skizzenbuch prangt der Satz:
„Jedes Material und jede Form stellt seine Frage …“
Ich kann nicht mehr zuordnen, wo ich das Zitat aufgeschnappt habe. Weiß aber, dass es mich vom Anfang bis zum Ende der letzten 3 Wochen nicht losgelassen hat. Dabei war für mich das ‚Material‘ der ‚Druck’ an sich. Auf der Suche nach der ‚Form‘ fand ich verschiedene Ansätze.
Gleich zu Beginn unserer ‚printing class‘ wurde mir klar: Mich interessiert der Druck, nicht das Drucken. Mich interessiert das Wort und seine Familie. Alles, was mit Druck zusammenhängt. Alles, was nötig ist, um zu drucken. Hinzu kamen: alle Möglichkeiten, in einer anderen Weise zu drucken, als mit den üblichen Mitteln.
Von da an waren für mich die Weichen gestellt. Unserer Kursleiterin, Elisabeth Schmirl, bin ich mehr als dankbar, dass sie mir dabei allen Freiraum im Denken und Handeln gelassen hat. Sicher war es für sie nicht leicht, mich dabei so vorbehaltlos zu unterstützen, meinen persönlichen Weg zu finden. Zumal dieser ziemlich weit entfernt von allen anderen ‚Druckstrategien’ lag.
Meine erste Annäherung war, die Handarbeit festzuhalten, die vor dem eigentlichen Druckprozess nötig ist. Dabei ist dieser Film entstanden.
3 Tage danach – Rückblick #02
Back home
So ähnlich muss es nach einer Schwangerschaft sein: Du kommst nach Hause resp. in’s Atelier und eine gefühlt tonnenschwere Last liegt vor Dir. Auspacken. Rucksack. Ikeatasche. Zwei Plastikbeutel. Zeichenmaterial, das mindestens für ein weiteres Jahr reicht. Blöcke, Transparentpapier, Skizzenblock – gut gefüllt. Kaffeetasse, Pinsel, Werkzeug, Folie von Mozartkugeln, Zeitungsausschnitte. Das neueste Interview mit Ai Weiwei, Eintrittskarten, ein verdrücktes Stück Kupferblech. Dazwischen: das Zeugnis. Noch unbearbeitet: ca. 2500 Fotos, Filmschnipsel. Monatskarte zur Festung. Notizen. Wer war T.? Adresszettel. … let’s stay in contact!
Kopf leer. Erstmal das Greifbare sortieren, Daten abspeichern, sichern, sortieren, dokumentieren. Irgendwann sollen doch Ergebnisse sichtbar sein. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern.
Ein Tag danach – Rückblick #01
Die Möglichkeiten der Leere
Der Arbeitsraum hat sich in ein Ausstellungsloft verwandelt. Nach dem Motto „everything has to go“ sehen wir die Ergebnisse der letzten drei Wochen neu. Auf schmalen Borden stehen Transferdrucke, Kupferplatten, Radierungen. Ein schwarzer Tisch mit dem Thema Würfel. Aus dem Daumenkino mit Sonnenfinsternis ist ein ‚Kugellager’ geworden. Ein papierener Quader mit winzigem Einblick erzwingt Konzentration. Aufnahmen mit Fadenzähler. Makro.
Makroblick. Auf die eigene Arbeit und auf die der KollegInnen. Wie ist die Wirkung im Kontext zu diesen zwanzig – vollkommen unterschiedlichen – anderen? Welche Wirkung entfaltet sie, wenn Publikum davor steht? Was sehen die BetrachterInnen? Welche Fragen stellen sie? Eröffnen sie uns durch ihre Fragen neue Aspekte?
Tag 15
Heute offeneTüren
Der Boden ist gefegt und einen ausgewählten Teil der „Druckerzeugnisse“ aus unserem Kurs bei Elisabeth Schmirl, konnten wir an Wänden, auf Tischen und in Video-Laufwerken platzieren. Viele Touristen haben bereits gestern durch die vergitterten Fenster der Festung neugierige Blicke zu uns hereingeworfen.
Heute, Freitag 28. August 2015 sind die Türen der Sommerakademie Salzburg zwischen 12 a.m. und 9 p.m. für Alle geöffnet. Wir freuen uns auf viele Besucher und interessante Gespräche.
Nach drei Wochen konzentrierter Arbeit sind wir glücklich, dass unsere Arbeiten in die Aussenwelt hinaus dürfen.
Gleichzeitig sind wir unseren Dozenten und Co-teachers, sowie dem ganzen Staff der Akademie dankbar, die uns in dieser Zeit unermüdlich mit Rat und Tat unterstützt haben. Viele sind inzwischen zu Freunden geworden.
Tag 14
Sorry, we are busy
Ein wundersamer Schrank in unserer Druckwerkstatt, der in den letzten Wochen häufig die Aufschrift ‚busy‘ trug, war mir bisher immer etwas rätselhaft geblieben. Dass es einen geradezu auf der Hand liegenden Zusammenhang zu einer typisch alpenländischen Spirituose gibt, erschloss sich mir erst heute Abend.
In diesem Schrank entfaltet sich beim Drehen der Kurbel ein „Sturm“ aus Kolophonium, das als hauchdünne Schicht auf die Kupferplatten aufgebracht und durch Hitze darauf befestigt wird. Zwischen den Harzpartikeln kann beim Ätzen die Säure angreifen und Vertiefungen in die Platte „fressen“. Soweit die drucktechnische Seite.
Nachdem Kolophonium der Destillationsrückstand eines natürlichen Harzes ist, das aus dem Balsam von Kiefern, Fichten und Tannen hergestellt wird, ist der Sprung zum Lernstoff unseres letzten gemeinsamen Abends im Biergarten nicht mehr weit: der Zirbengeist wird aus den Zapfen der Zirbelkiefer hergestellt …
Tag 13
One day more
Was Du heute schon erledigst, brauchst Du morgen nimmer verschieben.Dieser Satz ‚leuchtet‘ über unserem 13. Tag.
„Rien ne va plus“ heißt es plötzlich, als die Säure in die Kanister zurückgefüllt wird. Der „Last call“ wird mehrfach bei den Druckfarben ausgerufen.
Manche Tische sind schon erschreckend leer. An anderen wird gefaltet, geschnipselt, geklebt und gebunden. In der Dunkelkammer rappelt es noch eifrig. Projekte, an denen über 10 Tage gearbeitet wurde, erscheinen in neuem Licht.
Tag 12
Erst mal Luft holen
Checklisten und timeschedules werden erstellt. Was fehlt noch und bis wann muss es da sein? Gleichzeitig: Phantasie walten lassen, den Raum leer denken, dort wo noch über zwei Dutzend Tische übersät sind mit Bergen von Papier, Fotos, Folien und Schnipseln. Ganz zu schweigen von Handwerkszeug, Laptops und Kameras. „Das krieg’ ich doch nie gebacken“ kommt es hinter manchem Stapel hervor.
Wenn sich dann Papierboxen und Daumenkinos, Zebras und Sonnenfinsternis, zarte Hände und gerasterte Stühle, Bären, Akkordeonspieler und tanzende Paare, verknotete Hemden, plastische Würfel und Bücher, die vom Krieg und von Rustavi, der 4. größten Stadt Georgiens, erzählen, sowie ein Knödelprojekt, Ornamente und amorphe Strukturen, Zwergerlaufstände, Stulpen, Schützen und Handabdrucke in einer neuen, wohl geordneten Form zeigen, dann ist Freitag der 28. August.
Unsere Endausstellung wirft ihre Schatten voraus.
Tag 11
Von Elefanten, Fliegen und dem Sitz der Sprache
Ein strahlender Spätsommertag. Das tut richtig gut, nach dem sonntäglichen Rundgang im ‚Rupertinum‘ mit bedrückend düsteren Gouachen von Charlotte Salomon aus den Jahren 1940-1942. Leben? oder Theater?
Und schon startet unsere letzte von drei Studienwochen. Projekte verdichten sich. Die Geschichte vom Elefanten, der im Mittelalter als Geschenk von Lissabon nach Wien ‚geliefert’ wurde, nimmt ebenso Gestalt an, wie eine Papier Box mit Wespen und Fliegen. Mir stellt sich die Frage nach der Form, in der eine Arbeit präsentiert werden kann.
Während ich noch auf das entsprechende Equipment warte, kann ich mich mit anderen Themen befassen. Zum Bespiel: wo sitzt die Sprache? In Oberösterreich, erfahre ich, sitzt sie „ganz weit hinten“. Auf der gezeichneten Keule kann ich sogar noch mein geographisches Wissen erweitern: Oberösterreich befindet sich in dem Dreieck mit Punkt und Kreuz.
Have a break –
Weekend!
Natürlich ist Salzburg Touristenhochburg, Bestandteil von ‚Europa in 10 Tagen‘, hop & off. Mozart, vorrangig in Kugelform. Festspielstadt. Domplatz, Jedermann und Karajan’s Wohnhaus. Fiaker, Trakl, Tristesse, Kitsch, Kunst und Kommerz.
Salzburg – insbesondere am Wochenende – heißt für mich: Museen und Galerien, dicht beieinander. Kultur im Überfluss. Einen Satz nehme ich aus dem Museum der Moderne mit „Das Kunstobjekt hat nicht nur mit Kunst zu tun. Es umfasst die Möglichkeit des Denkens“. Sowie ein Foto aus der Galerie Ropac. ‚Agressive beauty‘, die erste Einzelausstellung des chinesischen Künstlers Yan Pei-Ming. Spannung zwischen Macht und Kraft. Und mit Fliege.
Tag 10
Cyanotypie. Blueprint. Blaupause.
Cyan – am Übergang von Blau zu Grün liegender Farbton, Wiki. „Das Schwarz wird tiefer, wenn Du etwas Blau hinein mischst“, Elisabeth – ausprobiert, stimmt. Freitag’s Blues – kann gar nicht sein, aus unserer Dunkelkammer schallt lautes Gelächter. Blau machen – geht nicht, zu viel zu tun. Blaue Stunde – später. Das Blaue vom Himmel herunter reden – Lunchtalk? Fahrt in’s Blaue – morgen, Wochenende!
Der passende Film zum Thema. Blueprint mit Franka Potente.
https://www.youtube.com/watch?v=iD_eZwbyINQ
Tag 9
First Cut is the deepest
Was tun, wenn die Stapel von bedrucktem Papier immer höher werden? Wenn die Ergebnisse manchmal mehr, manchmal weniger zufriedenstellend sind?
Der richtige Zeitpunkt Entscheidungen zu treffen. Noch mal drauf drucken – weglegen – oder zum Skalpell greifen? Offensichtlich ein schwerer Schritt, die eigene Arbeit zu zerschneiden, um etwas Neues daraus entstehen zu lassen. Doch Mut eröffnet auch hier neue Welten: phantasievolle Bühnen, witzige Leporellos oder pfiffige Schachteln sind die ersten Ergebnisse.
Dass bereits andere Künstler mit dem Messer gezeichnet haben und es damit bis auf die Galeriewand bringen, zeigt das Foto von der diesjährigen ‚Art Salzburg‘. Sehenswert und noch bis zum 23. August geöffnet, in der Sala Terrena.
Tag 8
Halbzeit
Die Klassenbesprechungen in der printing class sind anders, als ich es aus meinen letzten Studienjahren in Salzburg kenne. Sie finden nicht am langen Tisch oder in den einzelnen Kojen statt,
sondern direkt im ‚Geburtssaal’ der Drucke.
In dicken Lagen von Trocknungsmaterial verbringen die feuchten Arbeiten hier die Nacht. Am Morgen werden sie entpackt, fachliche Diagnosen starten: „… vielleicht doch noch etwas dunkler und da, etwas heller … wie lange … etwas mehr … hier etwas weniger … aber schau mal, der Ausschnitt ist doch richtig gut.“
Heute Mittag ist bereits Halbzeit unserer 3 Studienwochen und damit ist Zeit für die klare Ansage: „Ihr braucht einen Plan für Euer Projekt!“
Tag 7
Let’s do a pizza
Keine Sorge, ich habe nicht von der Druckerei zum italienisch Kochkurs gewechselt. ‚Doing the pizza‘, ist ein perfektes Bild dafür, wenn die zu druckenden Motive ‚scheibchenweise’ auf der Druckplatte arrangiert werden. Dabei kann die Pizza aus unterschiedlichsten Elementen und Materialien komponiert werden: Ausgeschnittene Papierformen, Naturmaterialien, Gaze, Fotos usw.
Und nachdem der KünstlerInnen Blick stets über den Tellerrand hinausgehen sollte, sind wir am Abend zu einer Ausstellungseröffnung in einen besonderen Raum eingeladen. Das ‚periscope‘, im eigentlichen Sinn ein Sehrohr, mit dem man aus einer Deckung heraus beobachten kann, ist Galerie- und Aktionsraum gleichzeitig. Mehr über die non-profit Initiative unter periscope. In der heute eröffneten Ausstellung „Referring to …“ entstand auch das Foto, wobei das Erstaunlichste an den kunstvoll verknoteten Kabeln nur zu ahnen ist: diese Installation von Sam Siwe ist tatsächlich in die bestehende Elektroversorgung des Galerieraums eingebunden.
Tag 6
Teddy instructions
Das gehört auch zu den Druckstrategien:
„Die Imagination braucht das Umherschweifen, den langen, uneffizienten Müßiggang, das fröhliche Zeit verplempern und Herumtrödeln“.
Diesen Satz von Brenda Ueland habe ich heute verfolgt und kann ihm nichts hinzufügen. Nur bestätigen –CLICK, ohne Druck!
Tag 5
Drucksachen
Am Ende der ersten Arbeitswoche scheint die Luft zu flirren: Aquatinta, Gummi Arabicum, Radiernadel, Transferdruck, Weichgrundätzung, vernis mou, Ätzgrund, Säurebad, normal oder stark … Bewundernswert wie Elisabeth Schmirl und die beiden Co-teachers, Barbara und Lisa, unermüdlich zwischen Deutsch und Englisch pendelnd, jedem von uns die passende Methode, Technik oder zumindest den nächsten Schritt vorschlagen und erklären.
Nur ein Wort fehlt immer wieder, nämlich „belichtet“. Freitag Abend, endlich Zeit diese winzige Lücke im Megawissen der Druckgraphik zu schliessen. Mit „exposed“ geht’s heute gleich in zwei Sonntage: 15. August = Mariä Himmelfahrt, ein Feiertag in Österreich.
Tag 4
Drohnen, Globish und die digitale Backerbsensuppe
Vermutlich ist die fachliche Kompetenz sowie die Fülle an Wissen über Tendenzen und Positionen in der Kunst Grund genug, in den Sommerwochen hier an der ‚SOAK‘ zu studieren.
Was aber macht diese einzigartige Atmosphäre der Salzburger Sommerakademie aus?
Für mich ist es der unvergleichliche Mix, der hier vorherrscht. Damit denke ich natürlich zuallererst an die Mischung der Altersgruppen, an die unterschiedlichen Nationalitäten und Sprachen. Auch an die nicht ausbalancierten Kenntnisstände. So können alle voneinander lernen.
Zum Anderen ist die Offenheit und Bandbreite von Denkansätzen ‚der burner’, mit dem über 300 Studierende in sechs Wochen konfrontiert werden. Auch wenn sich alles um Bilder/pictures/ images dreht, jeder ‚Lunchtalk‘ vermittelt zusätzliche und erfrischend neue Einblicke in künstlerische Denkstrukturen und Arbeitsweisen der Lehrenden. Wer mehr darüber wissen will klickt unter: Sommerakademie Mittagsgespräche
Tag 3
Lavandula Angustifolia Oil
Wer bei diesem Begriff die Nase rümpft oder damit unangenehme Geruchs-Erinnerungen verbindet, möge mal kurz weg riechen. In unserer Printing Class kommt so manches Mittel und Material auf den Tisch, das uns anfänglich etwas suspekt ist.
Sogar für die Ochsengalle, lat.: Fel Tauri, finden wir heute empirisch einen volltauglichen Ersatz – wir probieren Spüli und sind begeistert, als es tatsächlich als Netzmittel funktioniert.
Doch noch mal zurück zum Lavendelöl, es wird durch Destillation aus Lavendelpflanzen gewonnen und ist bei uns als Duftöl bekannt ist. Als ätherisches Öl besitzt es fettähnliche Eigenschaften, aber anders, als die bekannten Speiseöle, verdampft es und hinterlässt keine Fettspuren. Und zum Drucken auf Textilien hat es uns heute absolut überzeugt.
Tag 2
Zwischen Begeisterung und Erschöpfung
Inzwischen geht es in unserem ‚Printing Workshop‘ rund – an allen Stationen wuselt und werkelt es. Schweres Kupferdruckpapier wird auf Mass gerissen und gewässert. Entwürfe gescribbelt und am Leuchttisch übertragen. Ideen konzipiert, dann wieder verworfen. Jetzt noch das Handwerkliche: Kupferplatten mit einer Art Guillotine ablängen, entgraten, Ecken flach klopfen, Fläche polieren, gegen das Licht halten und weiter polieren. Immer noch zu viele fette Fingerabdrücke.
Aluplatten schneiden, bekleben und ritzen. Dicke schwarze Druckfarbe aufreiben. Erste schüchterne Druckversuche. Mit Spannung das Abdeckpapier wegnehmen. Begeisterung. Enttäuschung. Das ‚E‘ ist spiegelverkehrt. Auf ein Neues. Schweißperlen. Die unerbittliche Hochsommerhitze kriecht langsam auch in unsere Druck-Welt.
Tag 1
Aller Anfang ist …
… vollgepackt mit Informationen, Organisatorischem, Technischem und hier, in der Druckgrafikklasse, vorallem mit Handwerklichem.
Dazu eine Fülle von Fachbegriffen, alle schon mal ‚irgendwie gehört‘: Hochdruck, Flachdruck, Tiefdruck, Foliendruck, Naturdruck, Cyanotypie, Daguerreotypie, Fotogramm, Radierung, Mezzotinto … und, obwohl unsere Klassenräume die kühlsten der ganzen Festung sind, zieht es mich mittags hinaus, in das touristische Gewusel. Dort entsteht auch mein erster Druck im sog. ‚Abklatschverfahren‘.
Am Vorabend
Ready for take off
Kaum in Salzburg angekommen, finde ich in den „Stadt Nachrichten“ unter Kultur life einen Artikel über den Kurs von Elisabeth Schmirl, der morgen startet. Ich werde noch neugieriger auf das Thema „Künstlerische Gedanken passend ausdrücken und ausdrucken“. Doch zunächst gibt es nur einen Gedanken: mein Studio im Studentenheim mit dem zauberhaften Namen ‚Haus Mozart‘ zu beziehen und dann, ganz schnell, hinaus in die glühende Salzburger Nachmittagshitze.
2 days to go
Bald geht’s los
Der Büroschreibtisch ist fast leer, meine Listen sind nahezu abgearbeitet. Dafür türmt sich ein großer Berg von Zeichen- und Schreibmaterial in meinem Atelier auf. Ganz zu schweigen von den anderen Dingen, die noch mit müssen.
Drei Wochen Sommerakademie Salzburg wollen gut vorbereitet sein. Zumindest materialmäßig liegt jetzt Alles bereit und ich muss jetzt ’nur noch‘ in den Studiermodus umschalten.
7 Tage vor dem Start
Rohstoff entdeckt
Bin ich ‚Don Quichote‘? Mein Schreibtisch wird gefühlt stündlich voller. Meine ToDo-Listen werden proportional länger, je näher die Sommerakademie 2015 rückt.
Trotzdem feuere ich meine Vorfreude täglich noch etwas mehr an. Lese im Blog von Rafael Dernbach über Ideen, Aktionen und Herausforderungen in den bereits laufenden Klassen.
Und, was entdecke ich da heute unter seinem Beitrag No. 10 / 36 REAL QUESTIONS?
Ein Zitat von Umberto Eco: “We like lists, because we don’t want to die.”
YEAH – Meine Checklisten sind schlagartig rehabilitiert – laufend arbeite ich mit ihnen, sie begleiten meine „Prozesse“. Von der Bewerbung bis zur Abreise. Von der künstlerischen Idee bis zur Ausstellung. Natürlich, nicht zu vergessen, diverse ’shopping list’s‘.
Im Blog vom 31.07.2015 lese ich über Varda Caivano. Sie arbeitet an der Sommerakademie mit ihrer Studentenschaft ebenfalls mit Checklisten: Was brauche ich? Was will ich? Was ist Malerei?
Für die Künstlerin sind diese Fragen der Rohstoff der Arbeit.
17 Tage vorher
Häppchenweise Vorfreude
Es ist ein bisschen wie im Märchen: Hänsel und Gretl streuen die Brotkrumen, damit sie den Weg heim finden. Ähnlich ist es mit der Sommerakademie in Salzburg. Während ich mich noch in gespannter Vorfreude bade, sind viele Studierende aus aller Herren Länder inzwischen in ersten Kursen aktiv. Da streut schon der „Observer-in-Residence“, Rafael Dernbach, seine „collection of fieldnotes“, seine täglichen Beobachtungen: Sommerakademie häppchenweise. Was geschieht jeden Tag in der Akademie und in der Stadt? Wie geschieht etwas im kreativen Prozess? Bewusst oder unbewusst?
Gleich zu Beginn hat Rafael Dernbach Menschen getroffen, welche der Sommerakademie seit 25 Jahren verbunden sind. Auf seinem Blog www.summeracademy.at/blog erzählt er davon und von seiner Verwunderung über die Beständigkeit dieser einmaligen Institution. Einer der geblieben ist, ist Steve, der 1985 an der Sommerakademie zu studieren anfing. Inzwischen ist Steve immer zur Stelle, wenn es etwas zu organisieren gibt. Eine Art guter Festungsgeist. Der noch dazu Musik und coole Fotos macht.
Dort oben, hoch über Salzburg, geht es inzwischen richtig ab. Ein bunter Mix, den Rafael Dernbach’s Blog lebhaft und amüsant festhält: Plakatwände, Touristen, Studenten, Interviews mit den Dozenten. Ja, sogar der berühmte Schnürlregen.
Dass ich Steve demnächst wieder treffe, in meinem vierten Studienjahr, da bin ich mir sicher. Auf den Regen kann ich allerdings verzichten .
Ein letztes Wort des diesjährigen Sommerakademie-Bloggers muss ich noch aufgreifen: ‚austrianisiert‘ bin ich, nach seiner amüsanten Beschreibung, von Geburt an, nämlich mit der Silbe -ER am Ende meines Nachnamens.
21 Tage vorher
Es ist wieder soweit: SOAK 2015
Wie in den vergangenen Jahren lockt mich auch dieses Jahr die Internationale Sommerakademie Salzburg 2015 auf die Festung Hohensalzburg. Bei Elisabeth Schmirl nehme ich an dem Kurs DRUCKSTRATEGIEN – DIE STIMME DES MEDIUMS teil. Schon lange bevor es losgeht, sind die Spannung und die Vorfreude groß!
Druckgrafik, Medien, Kreativität
Experimente rund um Tiefdruck und Fototransferdruck, Hochdruck, Flachdruck, Karborunddruck und Monoprints. Allein die vielen Fachbegriffe verheißen jede Menge neue Erfahrungen. Strichätzung, Kaltnadel, Vernis-mou, AquaTinta, Lavendeltechnik, Stufen- und offene Ätzungen – das macht mich genauso neugierig wie lernbegierig. In dem Kurs von Elisabeth Schmirl geht es um das Wechselspiel von Druckgrafik, Medien und – wie sollte es anders sein – und den künstlerischen Prozess. Das klingt nach einem fantastischen Inspirations-Potenzial!