An den Nagel hängen

Was nicht zu sehen ist, ist trotzdem da

Ein leeres Wandstück, vier Nägel und drei Drahtkleiderbügel. Darunter die sorgsam geruchsdicht verschlossene Box. Das ist alles, was von meiner Arbeit AN DEN NAGEL HÄNGEN in der Jahresausstellung des Kunstvereins Coburg noch bis zum 17. Dezember 2023 zu sehen ist.

Natürlich fand ich die Situation äußerst irritierend: Auf eine Ausstellung hinzuarbeiten, eine außergewöhnliche Idee umzusetzen und dann … Umso mehr freuen mich die Reaktionen der Besucher und Besucherinnen, die aufmerksam an dem leeren Wandstück vorbeigingen. Spätestens der QR-Code machte den Konflikt sichtbar. Den Konflikt, der in dieser Ausstellung, bei der es um Frieden geht, sozusagen unter den Teppich gekehrt wurde.

Eine Bombenarbeit

Danke nach Ingolstadt, liebe Martina Stürzl-Koch, für deinen aufmunternden Kommentar. „… Eine Bombenarbeit. Von mir bekommst du dafür den Friedensnobelpreis.“ Den nehme ich natürlich sehr gerne an und zur Preisverleihung lassen wir die Arbeit aus der Box!

Zwei Künstler, die ebenfalls in Coburg ihre Arbeiten zu GIVE PEACE A CHANCE zeigen, kommentieren wie folgt:

„Liebe Petra … schon gesehen und es hat mir sehr gut gefallen! Auf dem Punkt.“
Künstlerkollege und Jurymitglied, Oliver Heß aus Coburg

„… Einboxen von Verwandlungs- und Verwesungsprozessen behindert den friedlichen Wandel. Schafft Trennwände Fronten Krieg. Danke für Ihre inspirierende Arbeit. Inspirieren heißt lustiger Weise einatmen und Witterung aufnehmen …“
Dieter Hofmann

Dankeschön an meine special guests

Allen, die dem regnerisch-grauen Novembertag trotzten und hoch in den Coburger Park zur Eröffnung im Kunstverein kamen, sage ich von Herzen Dankeschön!

Abgehängt.

Was stinkt, stört …

An den Nagel hängen, das war gestern. Denn diese Installation von Petra Annemarie Schleifenheimer war nun doch eine Nase zu provokativ. Grundsätzlich verständlich, denn wer will schon den abstoßenden Geruch von Mottenkugeln ertragen?

Also musste die Kunst wieder weg. Ab in die Box! Die ist zu sehen. Und in ihr stinkt es vehement. Doch an der Wand hängen nun nicht mehr Nachthemd, Pelz und Kampfweste. An deren Stelle hängt jetzt ein Hinweis auf diese Seite. Wer weiß, vielleicht sind ja auch Sie diesem QR-Code bis hierher gefolgt?

Nun mag man sich fragen, was soll denn das? Warum muss die Kunst in die Kiste? Was ist erträglich? Was ist zumutbar? Was geschieht im künstlerischen Diskurs zum Thema Frieden, wenn der Konflikt in die Box kommt? Kann Frieden ohne Krieg überhaupt funktionieren? Können wir so darüber diskutieren?

Was meinen Sie?

Petra Annemarie Schleifenheimer freut sich auf Ihr Statement. Senden Sie der Künstlerin gern eine Nachricht mit Ihrer ganz persönlichen Meinung!

Krieg und Frieden – eine sinnliche Erfahrung

An den Nagel hängen – mit dieser Installation schlägt Petra Annemarie Schleifenheimer einen ungewöhnlichen Weg des Kunsterlebnisses ein, denn ihre Installation spricht ganz ungefiltert auch das limbische System an: Drei an den Nagel gehängte Kleidungsstücke – Nachthemd, Pelz und Kampfweste – verströmen den abstoßenden Geruch von Mottenkugeln.

Dieser Geruch und seine unvermittelte Kraft, die direkt in das Zentrum unserer Gefühle eindringt, stößt uns ab. Er stößt uns ab wie alles, was den Frieden verhindert. Mit dieser Verbindung von Seherfahrung und abstoßendem Geruch zieht Petra Annemarie Schleifenheimer eine Parallele zu unserem Umgang mit dem Thema Frieden, dem Thema der Jahresausstellung 2023 im Kunstverein Coburg e. V.: Frieden – Give Peace a Chance!

Frieden – Give Peace a Chance
Jahresausstellung 2023 im Kunstverein Coburg e. V.

Eröffnung der Ausstellung
Samstag, 18. November 2023, um 16 Uhr

Öffnungszeiten der Ausstellung
Mi–Fr 15–18 Uhr | Sa 14–17 Uhr | So und Feiertag 10–17 Uhr

Mit ihrer Installation will Petra Annemarie Schleifenheimer die Grundlagen unseres Verständnisses des Begriffs Frieden hinterfragen: Ist Frieden etwas, das uns nicht nur in seiner kriegerischen Abwesenheit betrifft? Ist Frieden wirklich nur das Gegenteil von Krieg?

Frieden ist viel mehr

Petra Annemarie Schleifenheimer stellt fest: Frieden ist viel mehr. Sie macht die weltpolitisch interpretierte Frage, für die meist die anderen, die da oben, Menschen in weiter Ferne zuständig sind, zu einer privaten Angelegenheit. Das Private ist politisch? Das Politische ist privat? Ja, stimmt. Das weiß unsere Gesellschaft spätestens seit 1968. Aber Petra Annemarie Schleifenheimer privatisiert den Friedensbegriff mit Fragen, die in ihrer Einfachheit so entlarvend sind wie ihre Installation, und rückt diesen Aspekt gesellschaftlicher Entwicklung damit wieder in den Fokus:

  • Wie verhalten wir uns im Privaten?
  • Wie gegenüber allen Lebewesen?
  • Kämpfen – im Krieg oder für Frieden?

Der Diskurs verspricht spannend zu werden. In der Kunst und im Privaten.

Alle Bilder dieser Seite wurden von Thessa Tailey fotografiert – herzlichen Dank!