Atelier PAS
Petra Annemarie Schleifenheimer

„Ja, logo!“ – Warum ich über Ausstellungen schreibe

„Wie, Du schreibst auch über Ausstellungen, die Du besucht hast?“ Die Frage einer langjährigen Freundin, selbst Künstlerin, war wohl eher rhetorisch gemeint. Da kam meine spontane Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Ja logo!“

Ein paar Tage später dachte ich noch einmal darüber nach – und stellte fest: Ja, das ist tatsächlich so: logo.

Schließlich soll meine Website nicht nur ein Archiv meines künstlerischen Schaffens, also meines Outputs, sein. Sie ist ebenso ein Spiegel meines Inputs – des Gesehenen, Erlebten, Gedachten. Aus dem Einen entsteht schließlich das Andere. Denn Kunst entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern im Austausch mit der Welt und mit den Arbeiten anderer. Meine Webseite ist meine Art ein Kunsttagebuch zu führen.

Stürmischer Oktober – künstlerische Eindrücke aus Mittelfranken

Dieser Oktober 2025 endete stürmisch – nicht nur wettertechnisch. Nach dem GASTSPIEL Wochenende, mit zwei offenen Ateliertagen, Mitte des Monats, mit meinen beiden Gastkünstlerinnen , sowie zahlreichen Atelierbesucher:innen, war ich selbst noch in drei Ausstellungen, die unterschiedlicher kaum sein konnten, zu Gast.

Schillernde Welt der Seifenblasen

Seit langem hatte ich mit Sabine Deifel verabredet, sie während ihrer Zeit im kultur.lokal.fürth zu besuchen. Kurz vor Ende ihrer Ausstellung „Schwebezustand“ war es soweit – und der Zeitpunkt hätte kaum besser sein können.

Wie bereits seit ein paar Tagen, arbeitete Sabine auch an diesem Freitagabend auf die Finissage hin, an einem großformatigen Wandbild: malerisch vorbereitet, mit ihren schillernden Fotos kombiniert, ausprobiert, verworfen, neu gedacht. Kreativer Prozess pur – jedoch eben nur noch zwei Tage bis zum Ende der Ausstellung. „Das wird eine lange Nacht …“ vertraute mir Sabine während unseres Gesprächs an.

Im k.l.f. herrschte in dieser Blauen Stunde eine besondere Stimmung: Dort, am Boden sitzend, ließ ein Musiker Klangschalen erklingen. Sanfte Töne mischte sich mit den gedämpften Unterhaltungen der Besucher:innen. Dies verlieh dem sonst kühl – nüchternen Raum eine fast meditative Schwingung.

Erfreulich waren an diesem Vorabend des Wochenendes die überraschenden Begegnungen mit der Tänzerin Michaela Pereira Lima und mit Ulrike Manestar im Fürther Kulturlokal. Ulrike ist selbst Fotografin und, als Vorsitzende des BBK Nürnberg / Mittelfranken, weit über die mittelfränkische Kunstszene hinaus bekannt. Mit ihrem fachkundigen Blick ging sie durch die Ausstellung der Seifenblasenbilder von Sabine.

Von Schwebezuständen zum Müßiggang

Gedanklich war es nur ein kleiner Schritt und trotzdem einige Kilometer von der Fürther Innenstadt entfernt: der nächste Weg führte mich nach Hersbruck. Der Einladung meines Künstlerkollegen Hubertus Hess folgend, ein Ausflug zur Ausstellung „Müßiggang“ im Deutschen Hirtenmuseum.

Schon vor der offiziellen Eröffnung konnten wir, dank Museumsleiterin Ingrid M. Pflaum einen ruhigen Rundgang durch das 1. Obergeschoss machen. Da zeigte sich ganz rasch: Müßiggang kann erstaunlich viele Gesichter haben.

Der dösende Hund von Christian Rösner verschlief die Gäste, das Badetuch aus Aluminiumguss von Hubertus Hess lud zum Anfassen und Anlehnen ein, das Video „Die Kunst des Müßiggangs“ von Peter Kees regte zum Nachdenken an. Dazu kamen die eigenwillig heiteren Sammlungen von Reiner Zitta, fränkische Worte von Fitzgerald Kusz, eine „Ode An die Faulheit“ von Pablo Neruda – und die großformatige poetische Arbeit von Christine Nikol.

Ausstellung Müßiggang im Hirtenmuseum Hersbruck

Dieser Eröffnungsabend war ein in sich verdichteter Müßiggang – voller Bilder, Texte, Skulpturen, Musik und Philosophie: Arkadien, Hirtendichtung, Mythologie, Schwärmerei und Träumerei. Lediglich das Knarzen der alten Holzdielen, die sich unter den Füßen der zahlreichen Gäste ächzend bewegten, holte einen immer wieder aus der arkadischen Gedankenwelt auf den Boden der Realität zurück.

Ein Leuchten der anderen Art

Von der SLOW CITY, dem etwas verträumten Hersbruck, war es kein harter Schnitt, sondern eher ein sanftes Hinübergleiten nach Fürth zur Ausstellung von Helga Koch im kultur.lokal.fürth.

„Mit meiner Kunst will ich ein Angebot der Wahrnehmung von stillen Bildern in einer lauten Welt machen“, sagt sie. Genau das ist ihr gelungen.

Bevor das Publikum jedoch in ihre leisen Bildwelten eintauchen konnte, bat Kunsthistorikerin Eva Schickler in ihrer Eröffnungsrede alle Anwesenden, die Augen zu schließen. Nun konnte man ihren Worten an einen imaginären Meeresstrand folgen. Ab und zu blinzelte jemand, ab und zu huschte ein Lächeln über Gesichter. (Ja, ich habe es gesehen, denn schließlich hatte mich Helga gebeten, an dem Abend zu fotografieren).

Ob das wohl schon das „Heringsleuchten“ war, das aufblitzte? Oder vielleicht ein Hauch von „I see your true colours shining through“? Neben Helga Kochs seriellen Arbeiten sind in der Ausstellung LINIENRUHE bis zum 09.11.2025 unter anderem noch die „Domänen des Lebens“,„Moderne Ikonen“ und ein „Glaskopf“ zu sehen.

Trotz der angestrebten Stille kann die Künstlerin Interessierten viel zum Entstehungsprozess und zu ihrer Arbeitsweise erzählen. Darüber wird sie bestimmt auch in ihren beiden Workshops berichten, die im k.l.f in der Ausstellungswoche stattfinden. Die Künstlerin ist von Dienstag bis Sonntag, immer zwischen 15 und 19 Uhr im kultur.lokal.fürth anzutreffen.

Inspiration und Kreativität

Drei Ausstellungen, drei Atmosphären, unzählige Wege, die Welt zu sehen. Trotzdem bleibt ein gemeinsamer Nenner: das Staunen.
Kunst lebt vom Austausch, ebenso vom Hinschauen und vom Gespräch. Und genau das möchte ich auf meiner Seite sichtbar machen, schließlich ist es ein Teil meines künstlerischen Prozesses.

Ja logo!